Baustahl - Nicht nur ein echtes Multitalent
Als Produktionsleiter in der Industrie oder Meister im Handwerk begegnen sie Ihnen täglich aufs Neue: Baustähle. Sie sind die großen Multitalente unter den Metallen!
Damit Sie bei der Bearbeitung von Baustählen beste Qualität erzielen, und auf der sicheren Seite sind, haben wir die wichtigsten Infos zum Material für Sie zusammengefasst: Erfahren Sie, für welche Branche welche spezifischen Eigenschaften wichtig sind. Oder was Sie beim Bearbeiten von Baustählen besonders beachten sollten. Diese wertvollen Tipps erleichtern Ihnen vor allem eins: Ihren Arbeitsalltag.
Stahl ist nicht gleich Stahl
Baustahl wird bei entsprechender Ver- und Bearbeitung nahezu jedem Einsatzzweck gerecht. Als erfahrener Metaller wissen Sie: Die Werkstoffauswahl im Maschinenbau oder der Automotive-Industrie hängt selten an nur einer Anforderung – der zu verarbeitende Stahl muss vielmehr einem komplexen Anforderungsprofil gerecht werden.
Entsprechend werden Stähle häufig nach ihrer praktischen Verwendung eingeteilt. Während Werkzeugstähle eine zentrale Rolle für die Herstellung von Hand- oder Maschinenwerkzeugen spielen, nutzt man bei der Arbeit im Maschinenbau, beim Fahrzeugbau oder dem Stahlbau bevorzugt Baustahl. Die Unterteilung der unterschiedlichen Baustähle über Eigenschaften und potenzielle Einsatzgebiete ist Ihnen dabei wahrscheinlich ebenso geläufig, wie die Differenzierung über die chemische Zusammensetzung oder die Hauptgüteklassen. Wie Sie, orientieren sich auch Konstrukteure und Einkäufer meistens an der so genannten Werkstoffkennzeichnung, die auch in DIN EN 10027-1 und DIN V 17006-100 verankert ist.
Keine Branche ohne ihren Baustahl
Zum Einsatz kommen Baustähle in nahezu jeder Branche. Dabei unterscheiden sie sich in der Ausgangsform: Durch Walzen oder Schmieden, Strang- oder Druckgießen, um nur einige Verfahren zu nennen, entstehen klassische Bleche, Bandrollen aber auch Langerzeugnisse wie Stäbe, Rohre oder Profile. Dabei orientiert sich die Ausgangsform des Stahls an seinem Einsatzzweck und -ort. Findet Baustahl beispielsweise als Gestell- und Bettwerkstoff an Werkzeugmaschinen Anwendung, zeigt er sich anders als für ein Blech im Leichtbau. Ob Werkzeugmaschinenherstellung oder allgemeiner Maschinenbau, ob Werkzeug- oder Formenbau: Baustähle müssen oft sehr hohen mechanischen und thermischen Belastungen standhalten.
Seine ganze Vielfalt zeigt Baustahl in der Zulieferindustrie für den Automotive-Sektor bzw. im Transportwesen. Hier definieren Funktion und Einsatzort von Bauteilen und Komponenten, welche Güte ein Baustahl haben muss. Denn bspw. Zweiräder und Nutz- oder Schienenfahrzeuge unterscheiden sich in Konstruktion und Aufbau. Verschieden konstruierte Wälzlager, Ventilfedern, Nockenwellen oder Elektrobleche bedürfen also unterschiedlicher Baustähle. Weniger in Funktion, dafür aber in Dimension und Anforderungsprofil variieren Automotive-Komponenten zu denen, die für die Luft- und Raumfahrttechnik, den Flugzeugbau oder den Schiffbau eingesetzt werden. Kurzum: Ohne Baustahl ist das alles nichts.
Achtung, Gefahren lauern überall: Trennen und Schleifen von Baustählen
Wie Baustähle bearbeitet werden, hängt vom Werkstoffmaß, der Oberflächengüte, den Form- und Lagetoleranzen, den gewünschten Stückzahlen und nicht zuletzt vom gewünschten Ergebnis ab. Neben dem Fügen sind Trennen und Schleifen zentrale Fertigungsverfahren, die branchenübergreifend zum Einsatz kommen.
Trennen und Schleifen als spanende Fertigungsverfahren unterschiedlicher Ausprägung, eignen sich vor allem bei Baustahl mit eher gröberen Strukturen und Oberflächen. Ob einzelnes Bauteil oder z. B. miteinander verschweißte Bestandteile: Ziel des Schleifprozesses ist immer das Herstellen von Maß- und Formgenauigkeit. In Folge verbessert Schleifen auch die Oberflächengüte und die Optik. Den letzten Feinschliff gibt – wie der Name schon sagt – die Feinbearbeitung. Sie beseitigt letzte minimale Unebenheiten, sprich Grate.
Jeder dieser Arbeitsschritte, die z. B. mittels Winkel, Schwingschleifer oder an CNC-Maschinen realisiert werden, birgt seine Risiken:
- Beim Trennen und Schleifen wirken immense Kräfte. Schützen Sie sich und die Mitarbeiter deshalb vor umherfliegenden Spänen des Werkstücks und Schleifpartikeln. Beachten Sie auch, dass beachtliche Risiken durch das Absplittern von Teilen der Scheibe bestehen.
- In diesem Zusammenhang empfehlen wir, vor der Anwendung auch das Verfallsdatum von Schleifscheiben zu prüfen. Bei der Herstellung von Schleifscheiben kommt u. a. Kunstharz zum Einsatz. Altert dieser, wird die Scheibe porös und kann brechen.
- Ob Handgerät oder fest installierte Scheibe, ob Funkenflug, Scheibenbruchstücke oder Späne: Ein Defekt oder das Fehlen einer Schutzabdeckung erhöhen das Risiko und zwingen zur Fehlerbeseitigung. Haben Handgeräte keine spezifischen ausreichend großen Abdeckungen, um flexibel einsetzbar zu sein, müssen Sie oder Ihre Mitarbeiter sich mittels Gesichtsschild vor diesen Gefahren schützen.
- Ähnlich groß wie für das Gesicht ist die Gefahr für die Hände: Berühren Sie den rotierenden Schleifkörper weder unter Volllast noch beim Auslaufen – massive Schnittverletzungen können die Folge sein.
- Atemschutz
- Beachten Sie auch das große Risiko, dass sich auch bei fest installierten Maschinen ohne Achsabdeckung Gliedmaßen, Kleidung oder Haare in den sich bewegenden Maschinenteilen verfangen können.
Weniger offensichtliche Risiken:
- Sichern Sie die Umgebung und entfernen Sie alle Gegenstände, die sich durch glühende umherfliegende Funken entzünden können und schlimmstenfalls einen Brand oder eine Explosion verursachen.
- Bedenken Sie bitte, dass auch die entstehenden Schleifstäube je nach Material brennbar sein können. Sorgen Sie entweder für nasses Abscheiden der Stäube oder für entsprechende Absaugvorrichtungen.
- Gerade mit Blick auf die Gesundheit und die erheblichen Gefahren, die Stäube z. B. von Nickel mit sich bringen, sind Absaugvorrichtungen und eine intakte persönliche Schutzausrüstung unverzichtbar.
- Zentraler Punkt für den Arbeitsschutz ist zudem der Schutz vor Lärm, der bei allen Trenn- und Schleifvorgängen charakteristisch laut und unangenehm ist. Achten Sie deshalb immer darauf, dass Sie und/oder Ihre Mitarbeiter Gehörschutz tragen.
Baustahl trennen will gekonnt sein
Der Klassiker in jeder Werkstatt oder auf einer Baustelle: Profile, Flachstahl oder Rohre zuschneiden. Doch Baustahl richtig trennen will gekonnt sein, ganz unabhängig davon, ob frei Hand gearbeitet wird oder maschinell: Die auftretende Kräfte am Material und die Herausforderung für den Anwender dürfen nicht unterschätzt werden.
Wenn Sie sich für einen Winkelschleifer entschieden haben, wählen Sie sorgfältig die passende Trennscheibe und prüfen diese vor Beginn auf festen Sitz. Konzentrieren Sie sich auf den Trennvorgang, denn ein Verkanten des Winkelschleifers kann fatale Folgen haben.
Prüfen Sie bitte vor Beginn der Arbeit die Umgebung auf Stäube und andere leicht entflammbare Gegenstände und bereiten Sie im Bedarfsfall die unmittelbare Umgebung auf ihre Arbeit vor. Tragen Sie in jedem Fall schwer entflammbare Kleidung und tragen Sie ihre persönliche Schutzausrüstung. Übrigens: Wenn solche Arbeiten zu den Standards zählen, kann die Anschaffung einer abgestimmten Antriebs- und Werkzeugkombination das Arbeiten deutlich effizienter machen.
Baustahl schleifen: Mehr Druck, mehr Abtrag
Geschliffen werden kann in vielen technischen Variationen: mit rotierenden Werkzeugen wie einer Schleifscheibe, mit einem Bandschleifgerät oder einem Exzenterschleifgerät. Das Ziel: Halbzeuge aus Stahl, Vorprodukte wie z. B. Brammen, Rohblöcke oder Knüppel und nicht zuletzt die fast fertigen Endprodukte wie Profileisen, Bleche oder Grobbleche nachbehandeln, die Oberflächengüte verbessern und den Baustahl in Form bringen.
Neben den Werkzeugen spielt auch die aufgewendete Kraft und natürlich die Dauer eine zentrale Rolle: Mehr Druck – mehr Abtrag. Ganz ähnlich ist es auch bei der Körnung: je größer das Korn, desto mehr Abtrag.
Schweißnähte von Baustahl bearbeiten: Wunsch und Wirklichkeit
Fühlbar glatt – exakt das können Sie aus jeder Schweißnaht am Baustahl machen, wenn Sie ein paar Tipps beherzigen: Suchen Sie sich ein für Ihr Werkstück, dessen Oberfläche und die Geometrie das passende Schleifwerkzeug und basierend darauf ein entsprechendes Schleifmittel. In diesem Schritt ist es egal, ob Sie nur eine Schweißnaht abtragen möchten oder die Oberfläche selbst erarbeiten.
- Starten Sie mit der feinsten Körnung, wenn Sie in punkto Oberflächenbearbeitung nach Perfektion streben
- Wechseln Sie erst auf die nächstgröbere Körnung, wenn Sie beim Abtrag an Grenzen stoßen/ nicht genug Material abtragen
- Achten Sie auf den Anpressdruck: Viel hilft nicht automatisch viel!
- Achten Sie auf ein mögliches Verglasen der Scheibe, eine zu hohe Wärmeentwicklung und ungewöhnliche Geräusche beim Schleifen. All das können Indikatoren für zu viel Druck und eine nachlassende Standzeit des Schleifmittels sein.
Polieren von Baustahl: schön und sicher zugleich
Bisweilen geht es nicht nur um Funktionalität, sondern auch darum, dass sich Baustahl von seiner besten Seite zeigen kann. Mittel der Wahl ist dann das Polieren, was zudem auch als eine Art Oberflächenversiegelung/ Schutz betrachtet werden kann. Das kann manuell, aber auch mit maschineller Unterstützung in unterschiedlichen Größenordnungen erfolgen. Damit Sie ein Ergebnis bekommen, was sich sehen lassen kann, beachten Sie bitte folgendes:
- Bearbeiten Sie im Vorfeld Ihr Werkstück ausreichend mittels Vor-/Fertigschleifen
- Achten Sie auf die Werkstoffeignung des ausgewählten Polierwerkzeuges
- Arbeiten Sie mit optimalen Anpressdrücken.
Tipp: Benutzen Sie ein Ausschusswerkstück und testen Sie verschiedene Anpressdrücke. - Halten Sie Ihren Arbeitsplatz sauber und schützen Ihr Polierwerkzeug vor Kontamination mit Schmutz
Baustahl Oberflächenveredelung: Korrosion gekonnt vermeiden
Es gibt kaum etwas, gegen das Baustahl nicht gewappnet ist. Die Ausnahme: Wasser und Sauerstoff. Vermieden wird Korrosion z. B. durch eine entsprechende Oberflächenveredelung wie z. B. Lackieren oder Verzinken. Ob nun vorbearbeitet oder als Rohblech aus dem Lager: Baustähle bedürfen vor einer Veredelung einer gründlichen Reinigung. Öle oder Fette lassen sich z. B. optimal von der Oberfläche des Baustahls entfernen, wenn Sie ein Entfettungsbad nutzen.